Timber Timbre: Lovage

Timber Timbre Credit Evan Uschenko

Die Musik von Timber Timbre lebt von Taylor Kirks dunkler Stimme – und ihrer düster-romantischen Atmosphäre. „Lovage“ macht da keine Ausnahme.

von Werner Herpell

Es wundert nicht, dass Timber Timbre ihren Song „Magic Arrow“ in der kultigen und zugleich kommerziell irre erfolgreichen TV-Serie „Breaking Bad“ unterbringen konnten. Die Musik des Bandprojekts um den Sänger und Produzenten Taylor Kirk birgt so viele düstere Klangfarben, sie strahlt aber auch eine täuschend plüschige, fast romantische Behaglichkeit aus, die perfekt zum Drogendealer-Drama um den anfangs biederen, zunehmend gewalttätigen Chemielehrer Walter White (Bryan Cranston) passte.

Lieder für Filme und TV-Serien

Timber Timbre Lovage Cover

Auch „Lovage“, das

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lang erwartete Comeback von Timber Timbre nach dem sechs Jahre zurückliegenden „Sincerely, Future Pollution“, hält wieder solche Lieder für dunkle Film- und Serien-Plots bereit. Die Klavier-Ballade „Confessions Of Dr. Woo“ etwa, das in einen soundtrack-artigen Jazz abdriftende zentrale Stück des siebten Albums der Kanadier seit 2006, oder auch das anschließende Piano-Grusical „800 Pristine Corpses“ müssten Score-Produzenten eigentlich bald auf dem Zettel haben.

„Lovage“ besteht zwar nur aus acht Tracks, aber die liefern gewohnt hohe Timber-Timbre-Qualität. Zumal Kirks tolle Stimme ohnehin wieder die halbe Miete ist – wie ein jüngerer Bruder von Nick Cave oder ein Enkel von Leonard Cohen croont er sich mit sattem Bariton durch das aktuelle Repertoire. 

Timber Timbre: Von Cohen bis Conte

Zusammen mit Michael Dubue (Keyboards) und Adam Bradley Schreiber (Schlagzeug/Percussion) entwickelte Kirk im Studio in Quebec Lieder, die sich nach eigener Einschätzung an Cohen und Brian Wilson, Sun Ra und Alice Coltrane sowie italienischen Sängern wie Pino Daniele und Paolo Conte orientieren. Die elektronischen Vintage-Elemente, die das Vorgängeralbum prägten, sind auf  „Lovage“ zwar nicht verschwunden. Insgesamt geht diese kompakte, gut 30-minütige Platte aber wieder mehr in Richtung des klanglich wärmeren „Hot Dreams“ von 2014. 

Man darf also gespannt sein, welche Atmosphäre Timber Timbre bei ihren Deutschland-Konzerten im November kreieren (02.11. Leipzig, 05.11. Köln, 06.11. Berlin). Und wann man Kirks neue Lieder mit makaberen Texten wie „Do You wanna see a dead body/ask the community“ (im Opener „Ask The Community“) in verschatteten, latent brutalen Filmen zu hören bekommt.

Das Album „Lovage“ von Timber Timbre ist am 06.10.2023 bei Hot Dreams Publishing / PIAS erschienen. (Beitragsbild von Evan Uschenko)

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